Wohnführerschein für alle Mieter
Fällt der Begriff „Führerschein“, kommt vielen zuerst der gesetzlich vorgeschriebene Autoführerschein und eventuell noch der Hundeführerschein in den Sinn. Den wenigsten ist bekannt, dass es auch die Möglichkeit gibt, freiwillig einen sogenannten Wohn- oder Mietführerschein zu erwerben.
Etliche Städte, Institutionen und Wohnungsunternehmen bieten inzwischen Seminare an, in denen vor allem junge Menschen, Flüchtlinge und auch Menschen in schwierigen Lebensverhältnissen alles Wichtige rund um die Wohnungssuche und über die Rechte und Pflichten eines Mieters erfahren können.
Die inhaltlichen Themen dieser Seminare sind vielfältig und reichen von der Wohnungsbewerbung über die Finanzen bis hin zu Pflege und Renovierung sowie zum harmonischen Zusammenleben in der Hausgemeinschaft. Für viele junge Menschen vor dem Bezug einer eigenen Wohnung und auch für Flüchtlinge gestaltet sich das „erste“ Wohnen schwierig, weil sie es entweder noch nicht kennen bzw. das Wohnen, so wie es hier üblich ist, erst kennenlernen müssen. Unkenntnis macht sich hier vor allem in hohen Betriebskosten und einem hohen Verschleiß des technischen und wohnlichen Inventars bemerkbar.
Wichtige Inhalte der Wohnführerschein-Seminare sind u. a. das energieeffizente Heizen und Lüften, das richtige Reinigen einer Wohnung, das Anschließen elektrischer Gerätschaften wie zum Beispiel einer Waschmaschine und vieles mehr, insbesondere auch handwerkliche Anleitungen. Weitere Punkte befassen sich mit rechtlichen Aspekten des Mietvertrages und der Hausordnung. Am Ende des Seminars wird eine Prüfung abgelegt und der erfolgreiche Bewerber erhält ein Zertifikat.
„Ein Wohnführerschein bietet eine Win-Win-Situation für beide Seiten“, betont Michael Borchert, Immobilienkaufmann in der Hausverwaltung bei OTTO STÖBEN. „Kann der potenzielle Mieter solch einen Wohnführerschein vorweisen, zeigt er, dass er sich mit der Materie ernsthaft auseinandergesetzt hat. Für ihn steigen somit die Chancen, auf dem mitunter hart umkämpften Wohnungsmarkt eine Wohnung zu erhalten.“
Die Vorteile für den Vermieter liegen auf der Hand: Ist der Mieter kompetent, entstehen weniger Probleme sowohl im Mietverhältnis zum Vermieter als auch im Verhältnis zu den Nachbarn, ganz zu schweigen von einem besseren Zustand der Wohnung. Dies wiederum bedeutet eine zeitliche und finanzielle Entlastung für den Vermieter und auch eine geringere Mieterfluktuation sowie weniger Leerstand.
Michael Borchert: „Was wir in der Hausverwaltung bezüglich des Wohnungszustandes und der Unkenntnis über rechtliche Vorgaben alles so erleben, lässt einem mitunter die Haare zu Berge stehen. Vieles könnte vermieden werden, wenn sich die Mieter im Vorfeld mit dem Wohnen auseinandersetzen würden. Dies betrifft aber nicht nur junge Menschen und Flüchtlinge, das beobachten wir quer durch die Mieterschaft. Ein Wohnführerschein wäre somit für alle Mieter sehr wünschenswert!“