Immobilienpreise in den Mühlen der Windräder
Die Idee, den Wind als Energiequelle zu benutzen, um Strom zu erzeugen, gibt es schon seit über 100 Jahren. Die erste nachgewiesene Anlage (eine mit einer Höhe von zehn Metern und vier Segeln mit jeweils acht Metern Durchmesser nach heutigen Maßstäben recht kleine Konstruktion) baute der Schotte James Blyth im Jahre 1887.
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Forschung der Windenergie in vielen Staaten vorangetrieben, fand allerdings wegen der niedrigen Energiepreise kaum Umsetzung im Bau von Anlagen.
Infolge der Energie- und Umweltdiskussionen sowie der Krisen im Ölsektor in den 70er Jahren bekam die Windenergieforschung wieder Aufwind. Seitdem fand eine stetige, technische Entwicklung statt, im Zuge derer die Windkraftanlagen effektiver aber auch wesentlich größer wurden. Im Jahr 2015 besitzen die größten Anlagen durchschnittlich eine Nabenhöhe von 150 m mit Rotordurchmessern von bis zu 130 m mit einer Gesamthöhe von bis zu 200 m.
Je größer und auffälliger die Windkraftanlagen wurden, ergaben sich neben dem technischen Vorteil auch subjektiv empfundene Nachteile bei der Bevölkerung. Diese beziehen sich vor allem auf Geräuschemissionen, Schattenwürfe und auch optische „Verschandelung“ der Natur, und die damit verbundene Wertminderung der eigenen Immobilie nicht zu vergessen.
Grundsätzlich hatte auch schon in den 70er und 80er Jahren kaum jemand etwas gegen diese umweltfreundliche Energieerzeugung, allerdings doch bitte nicht im persönlichen Umfeld und in der eigenen Sicht- und Hörweite. Schließlich kam der Strom damals noch aus der Steckdose und die vereinzelt aufgestellten, neuartigen Windkraftanlagen erweckten eher Stauen als Abscheu. Mit der zunehmenden Verspargelung ganzer Landschaften verringerte sich allerdings auch die Akzeptanz für die Windenergiegiganten.
Mit dem Ausstieg aus der Atomenergie fand dann ein gewisses Umdenken bezüglich der Gewinnung umweltschonender Energieressourcen statt. Um nun ein aktuelles Stimmungsbild bezüglich Windkraftanlagen im persönlichen Wohnumfeld einzufangen, führte OTTO STÖBEN eine Umfrage unter seinen Kunden durch, an der sich insgesamt 88 Personen beteiligten.
Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien wie Wasserkraft, Biogasanlagen, Geothermie und Photovoltaik steht die Windkraft bei den von OTTO STÖBEN befragten Kunden in der Akzeptanz bei einer Vergabe der Noten von 1 (am ehesten toleriert) bis 5 mit dem ermittelten Mittelwert von 3,11 an vorletzter Stelle. Spitzenreiter sind hier die Photovoltaikanlagen mit einem Mittelwert von 1,87 gefolgt von Wasserkraft (2,05) und Geothermie (2,35). Das Schlusslicht bilden bei dieser Umfrage die Biogasanlagen mit einem Wert von 3,63.
Allerdings beantworteten 71,3 % der Teilnehmer die Frage, ob sie grundsätzlich in eine Gemeinde ziehen würden, in der Windkraftanlagen stehen, mit Ja und 28,7 % mit Nein, was zunächst auf ein Umdenken bezüglich Windkraftanlagen im eigenen Dunstkreis schließen lassen würde.
Dem gegenüber steht die Beantwortung der Frage, wie nahe man an einer Windkraftanlage bauen bzw. wohnen würde. Hier würde die größte Anzahl der Befragten (34,1 %) eine Entfernung von 3.000 – 4.000 m bevorzugen, 14,8 % eine Entfernung von 2.000 – 3.000 m, 26,1 % eine Entfernung von 1.000 – 2.000 m, 19,3 % eine Entfernung von 500 – 1.000 m und lediglich 5,7 % würden eine Windkraftanlage in weniger als 500 m tolerieren.
Am meisten stören würden 74,7 % der Befragten an den Windkraftanlagen die Geräuschemissionen, gefolgt vom Schattenwurf (43,9 %) sowie vom verbauten Blick (40,2 %). Gesundheitliche Folgen befürchten 17,2 %. Immerhin 12,6 % würden sich durch nichts beeinträchtigt fühlen.
Auf die Frage, um wie viel Prozent ihr Kaufangebot für ein Einfamilienhaus sinken würde, wenn es im näheren Umfeld zu einer Windkraftanlage stünde, antworteten die Befragten folgendermaßen:
• 5 % weniger bezahlen würden 16,5 %
• 10 % weniger bezahlen würden 18,8 %
• 15 % weniger bezahlen würden 20,0 %
• 20 % weniger bezahlen würden 22,4 %
• > 20 % weniger bezahlen würden 22,4 %
„Abschließend betrachtet ergibt unsere Umfrage, dass die subjektiv gefühlte Beeinträchtigung durch die Nähe einer Windkraftanlage nach wie vor sehr hoch ist. Objektiv kritisch wird es für den Immobilienbesitzer, wenn eine Anlage in Sichtweite steht. Dann muss er in jedem Fall mit massivem Wertverlust rechnen“, resümiert Patrick Stöben, Gesellschafter bei OTTO STÖBEN GmbH
Mehr zum Thema Windkraft finden Sie auf der Seite von Landesportal Schleswig-Holstein:
http://www.schleswig-holstein.de/DE/Themen/W/windenergie.html