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Makler: Hauskauf ist Gefühlssache

Das klassische Geschäft der Makler hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert und immer weiter ins Internet verschoben.

C-Stoeben-BueroKiel. Portale wie Immobilienscout24 oder Immowelt haben Millionen Häuser und Wohnungen in ihren Datenbanken. Auch alteingesessene Makler wie das Kieler Unternehmen Otto Stöben inserieren dort. Doch die grenzenlose Flut von Angeboten hat auch ihre Tücken. Etwa 500 Objekte hat das Kieler Maklerbüro Otto Stöben derzeit im Portfolio. Noch vor wenigen Jahren hat das Unternehmen die Häuser und Wohnungen hauptsächlich in Inseraten in den Tageszeitungen angeboten. Dann kam das Internet mit Kostengünstigeren Plattformen. Aber: "Die größten Portale haben mittlerweile auch angezogen", sagt Makler Carsten Stöben. Jetzt müsse sein Büro etwa 7000 bis 8000 Euro pro Monat und Portal bezahlen, um den eigenen Immobilienbestand dort zu platzieren.

Außerdem hat Carsten Stöben festgestellt: "Das Internet ist ein großes schwarzes Loch". Vor allem für Kaufinteressierte, die nicht genau wüssten, was sie wollen. Der Stöben Geschäftsführer hat ein Beispiel. Ein Kieler Professor ist in sein Büro gekommen und wollte unbedingt eine Villa im Kieler Stadtteil Düsternbrook kaufen. Durch Zufall sei ihm dann die Beschreibung eines Resthofes in Rendsburg in die Hände gefallen. "Der ist es dann geworden", erinnert sich Stöben. Mit den einschränkenden Suchfunktionen im Internet hätte der Professor seine spätere Traumimmobilie nicht gefunden.

"Der Hauskauf ist auch immer ein Gefühl", sagt Stöben, dessen Kieler Unternehmen Otto Stöben seit vier Generationen im Immobiliengeschäft tätig ist. "Die unterschiedlichen Interessen der Käufer lassen sich nicht immer rational begründen." Dies gelte vor allem bei hochwertigen Immobilien, bei denen ein persönlicher Kontakt zum Makler wichtig sein.

Ein weiteres Manko der Internetangebote sind unseriöse Offerten. Immer wieder stellten Hausbesitzer ihre Gebäude ein, ohne wirklich verkaufen zu wollen. Meist gehe es dann darum, den Wert der eigenen immobilie durch die Angebote zu ermitteln. Auch wenn es um Details geht, könnten oft nur Experten helfen. Insbesondere, weil es bei Immobilien meist um viel Geld geht. So seien Fragen zu Wegenutzungsrechten, Baugenehmigungen oder zur Nutzung von Gemeinschaftsräumen oft unklar und im Internet nicht explizit beschrieben. Wer dann beim Kauf oder Verkauf auf einen Makler verzichte, könne kurz darauf einen Anwalt brauchen. Den "Profi an der Seite" könne das Internet eben nicht bieten, sagt Stöben.

Die bei Käufern unbeliebten Maklercourtagen, die sich beim Immobilienkauf in der Regel auf mehrere Tausend Euro belaufen, stellt das Unternehmen Otto Stöben bereits seit mehr als 25 Jahren den Verkäufern in Rechnung. Damals sei Stöben mit dieser Praxis auf viel Unverständnis von Kollegen und Experten gestoßen, berichtet der Geschäftsführer. Aber: "Dieses angelsächsische Modell hat sich zur Zufriedenheit aller Beteiligten bewährt." Natürlich seien die Kosten für den Makler durch den Verkäufer bereits "eingepreist", weit Stöben. Doch diese Regel sorge für eine "klare Kante", da der Makler nicht die Interessen beider Seiten vertreten könne. Mit allen Kaufinteressierten könne man offen sprechen, den Standort der Immobilie offen nennen. Gerade in diesem Zusammenhang gebe es bei der Vermittlung über das Internet oft ein regelrechtes Versteckspiel. Dann müssten Kaufinteressierte Vorverträge unterzeichnen oder bekämen den genauen Standort der Immobilie erst bei einem Treffen mit dem Makler in einem Landgasthof in der Nähe mitgeteilt.

Dennoch ist das Internet ein wichtiger Werbeplatz für den Kieler Makler geworden. 32 Prozent seiner potenziellen Kunden finden den Weg zu Otto Stöben über das Netz. "Eine starke Gruppe, aber nicht die entscheidende", versichert Carsten Stöben. "Das Internet ist für uns ein zusätzliches Werkzeug." Mehr als die Hälfte der Kunken kommt auf anderem Weg zum Makler. Zeitungsanzeigen und Verkaufsschilder an den Objekten seien nach wie vor wichtige Bausteine, um neue Kunden zu gewinnen.


 

Quelle:  Kieler Nachrichten 27. April 2013

Weitere Artikel: http://www.kn-online.de/Schleswig-Holstein/Aus-dem-Land/Wohnen-in-Schleswig-Holstein